Gelbkörperschwäche: Ursachen, Symptome, Diagnose und Behandlung

Grafische Darstellung zu Reproduktionsmedizin

Was ist eine Gelbkörperschwäche?

Die Gelbkörperschwäche, auch Corpus-Luteum-Insuffizienz, definiert sich durch eine mangelhafte Produktion des Hormons Progesteron. Bei diesem Gelbkörperhormon handelt es sich um ein weibliches Sexualhormon aus der Gruppe der Gestagene. Umgangssprachlich werden diese als Schwangerschaftshormone bezeichnet, denn sie sind wesentlich für das Zustandekommen und die Aufrechterhaltung einer Schwangerschaft verantwortlich. IM Rahmen des weiblichen Zyklus reifen monatlich mehrere Follikel heran. Verschiedene hormonelle Rückkopplungseffekte führen schließlich zum Eisprung (Ovulation) des dominanten Follikels. Hierbei wird die Eizelle aus dem Follikel ausgestoßen und in den Eileiter abgegeben. Aus dem Rest des Follikels entwickelt sich der Gelbkörper. Dieser produziert in der zweiten Zyklushälfte maßgeblich das Hormon Progesteron. Im Verlauf der Schwangerschaft ist dieses für den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut und, im Falle einer Schwangerschaft, für die Einnistung der befruchteten Eizelle verantwortlich. Wird die Eizelle nicht befruchtet, bildet sich der Gelbkörper zurück. Die Produktion von Progesteron vermindert sich drastisch und führt zur Regelblutung.

Was löst Gelbkörperschwäche aus?

Hormone sind ein perfekt aufeinander abgestimmtes System. Sie sind untereinander sowie mit dem kompletten menschlichen Organismus verknüpft. Die Schaltstellen im Gehirn, der Hypothalamus und die Hypophyse, stehen durch das Follikel-Stimulierende-Hormon (FSH) und das luteinisierende Hormon (LH) in ständigem Kontakt mit den Eierstöcken (Ovarien). Für das Zustandekommen einer Schwangerschaft müssen alle hormonellen Mechanismen optimal funktionieren. Vielfältige Ursachen können zu einem Progesteronmangel beitragen und letztlich der Grund für einen unerfüllten Kinderwunsch sein.


Eine wesentliche Ursache liegt in der unzureichenden Reifung der Follikel, in deren Verlauf es zu einer Fehlentwicklung der Eizellen kommt. Der Eisprung findet unregelmäßig oder gar nicht statt (Oligo- oder Amenorrhoe), was eine mangelhafte Bildung von Progesteron zufolge hat. Berichtet die Frau über eine Oligo- oder Amenorrhoe, muss an ein Polycystisches Ovarialsyndrom (PCO) gedacht werden. Bei den Betroffenen können sich unter anderem Zeichen einer Vermännlichung (Virilisierung) sowie Zysten in den Eierstöcken zeigen.


Wird zu wenig Progesteron gebildet, ist gleichzeitig von einer Östrogendominanz die Rede. Plastik, Zusatzstoffe oder Chemikalien ebenso wie Östrogen in der Nahrung können den Hormonhaushalt zugunsten des Östrogens beeinflussen. Die Konsequenz ist ein Mangel an Progesteron. Ebenso wird die Pille als mögliche Ursache einer Unfruchtbarkeit angesehen. So kann nach dem Absetzen bei bis zu sieben Zyklen der Eisprung ausbleiben.


Vermehrt treten in den letzten Jahren genetische Ursachen in den Vordergrund. Dabei darf nicht vergessen werden, wie sehr eine ungesunde Lebensweise, wie Nikotingenuss, Alkohol, Übergewicht oder Stress, eine mögliche Schwangerschaft negativ beeinflusst. Darüber hinaus kann eine Mangelernährung hinsichtlich Spurenelementen ursächlich für eine Unfruchtbarkeit sein. Nicht zuletzt kommt es zu Beginn der Wechseljahre zu einem Progesteronmangel, der sich teils in Schmierblutungen, teils in stärkeren und längeren Blutungen äußert.

Wie merke ich dass ich zu wenig Progesteron habe?

Bei einer Gelbkörperschwäche werden die betroffenen Frauen in erster Linie mit einem unregelmäßigen Zyklus konfrontiert. Die Unregelmäßigkeiten können sich als eine Verlängerung des Zyklus (Oligomenorrhoe) oder dem vollständigen Ausbleiben der Menstruation (Amenhorrhoe) bemerkbar machen. Weiterhin ist eine verkürzte zweite Zyklusphase (Polymenorrhoe) denkbar. Vielfach stellen sich zum Ende der zweiten Zyklushälfte Schmierblutungen ein. Dieses prämenstruelle Spotting kann mit der Abblutung der Gebärmutterschleimhaut einhergehen.


Unklare Bauchbeschwerden und Kreislaufprobleme, Depressionen sowie Schlafschwierigkeiten während der zweiten Zyklushälfte deuten auf ein prämenstruelles Syndrom hin. Spannungsgefühle in den Brüsten oder Flüssigkeitsansammlungen in Füßen und Händen können das Bild komplettieren. In seltenen Fällen kann es infolge einer Gelbkörperschwäche zu Zysten in den Eierstöcken oder zu Myomen kommen. Das Gewebe der Brust besitzt Andockstellen für Sexualhormone, insbesondere für das Östrogen. Aufgrund eines Progesteronmangels kann die Dominanz des Östrogens zu einem überschießenden Zellwachstum und somit zu Brustkrebs führen. Eine wichtige Rolle bei einer ungewollten Kinderlosigkeit spielt das Schilddrüsenhormon TSH (Thyroidea-Stimulierendes-Hormon). Ein Progesteronmangel geht häufig mit einem Überschuss an Östrogen einher. Dieses Östrogen verhindert, dass die Schilddrüsenhormone T3 und T4 an ihren Zielorganen wirken können. Der menschliche Körper registriert dies als einen Mangel an diesen Hormonen und beauftragt das TSH mit der Stimulierung der Produktion. Das Ergebnis ist ein Anstieg des TSH-Wertes im Blut sowie das Auftreten typischer Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)Die Anzeichen dieser beginnenden indirekten Unterfunktion der Schilddrüse können Zyklusstörungen, Libidoverlust, Schwindel, niedriger Blutdruck oder depressive Stimmungen sein. Ähnliche Beschwerden sind bei einer Gelbkörperschwäche anzutreffen. Daher gehört die routinemäßige Überprüfung des TSH-Wertes heute zum Standardprogramm bei der Behandlung eines unerfüllten Kinderwunsches. In Kinderwunschzentren stellen sich vermehrt Patientinnen mit einer sogenannten Hashimoto-Thyreoiditis vor. Hintergrund ist, dass diese Autoimmunerkrankung mit einem Mangel des Gelbkörperhormons einhergeht. Frühere Fehlgeburten oder ein mehrfach gescheiterter Kinderwunsch sind für den behandelnden Arzt ein wichtiger Hinweis auf eine Gelbkörperschwäche.

Wie stellt der Frauenarzt Gelbkörperschwäche fest?

Um die Frage zu beurteilen, welche Störungen für den ausbleibenden Kinderwunsch vorliegen, wird der Arzt eine ausführliche Anamnese durchführen. Neben familiären Fragestellungen stehen vor allem klinische Untersuchungen im Vordergrund. So kann die Untersuchung der Gebärmutter und der Eierstöcke schon zielführend sein.


Vor allem werden die aktuellen hormonellen Bedingungen abgefragt. Üblicherweise wird das Progesteron nach dem Eisprung gemessen. In dieser Phase ist ein deutlich messbarer Anstieg zu erwarten. Ein Problem ist die Unsicherheit des genauen Zeitpunktes der Ovulation. So wird vielfach zwischen dem 19. und 21. Zyklustag Blut abgenommen. Um diesen häufigsten Grund einer Fehlinterpretation zu vermeiden, sollten die Anzeichen für die Ovulation genau beobachtet werden. Der Arzt kann anhand der Konsistenz des Zervixschleimes sowie im Labor durch die Bestimmung des LH den Zeitpunkt mit einer hohen Genauigkeit (24 Stunden plus/minus 10 Stunden) festlegen. Die Beurteilung des Progesteronwertes sollte ausschließlich einem erfahrenen Arzt überlassen werden. Verschiedene Faktoren können sowohl zu falsch hohen wie falsch niedrigen Werten führen und haben die Fehleinschätzung einer Ovarialinsuffizienz zur Folge. Die Durchführung eines Östrogen-Dominanz-Tests kann aus diesem Grund sinnvoll erscheinen. Die Ermittlung des Quotienten von Progesteron sowie Östradiol vermittelt eine größere Sicherheit der Diagnose.


Gleichermaßen ist die Messung der Basaltemperatur eine anerkannte Methode zur Ermittlung des Eisprunges. Kurz davor zeigt die Temperaturkurve ihr Minimum. Innerhalb von 48 Stunden steigt die Temperatur um 0,4 bis 1,0 °C an. Auf diesem Plateau verbleibt sie bis zum 26. Zyklustag. Allerdings erfordert dieses Vorgehen eine große Disziplin und Erfahrung bei der Frau. Mittlerweile kommen Ovulations-Schnelltests zur Verwendung, die sich durch eine einfache Handhabung und hohe Genauigkeit auszeichnen.

Wie wird Gelbkörperschwäche behandelt?

Entscheidend für eine zielführende Therapie sind neben der ausführlichen Diagnosestellung eine umfassende Aufklärung und ein Verständnis der Frau für die Behandlung. Immerhin handelt es sich um eine Hormontherapie mit weitreichenden Eingriffen in das körperliche Geschehen. Der Gynäkologe wird im Einzelfall entscheiden, welche Form der Progesterongabe sinnvoll sind. Um das Ziel Schwangerschaft zu erreichen, ist es wichtig die vorgeschriebene Dosierung und den Zeitpunkt der Einnahme einzuhalten.


Arzneien mit pflanzlichen Wirkstoffen wie Mönchspfeffer können für manche Patientinnen eine überlegenswerte Alternative sein. Unterstützend wirken naturheilkundliche Maßnahmen wie Homöopathie, Akupunktur oder die Lichttherapie. Auch eine gesunde Ernährung und Sport können die notwendige Hormontherapie etwas reduzieren. Der unerfüllte Kinderwunsch kann oft auf diese Weise behandelt werden. Allerdings ist diese Therapie nicht langfristig angelegt. Sollte der Progesteronmangel zu schweren behandlungsbedürftigen Krankheitsbildern führen, so muss über weiterreichende Therapien nachgedacht werden.