Follikel: Beschreibung, Reifung und Eisprung
Follikel (auch Ovarialfollikel oder Eifollikel) sind Eibläschen, die im Laufe des weiblichen Zyklus Östrogen produzieren. In ihrem Inneren reifen Eizellen heran. Ohne intakte Follikel kommt keine Schwangerschaft zustande. Erfahren Sie im folgenden Artikel, was genau Ovarialfollikel sind, wie sie während des Zyklus im weiblichen Körper reifen und welche Rolle sie beim Eisprung spielen.
Was ist ein Follikel?
Ein Follikel ist keine Eizelle; Gleichwohl kann eine Eizelle in einem Follikel heranreifen. Die Eizelle ist die Keimzelle der Frau und hat ihr Gegenstück beim Mann mit den Spermien. Eifollikel sind Eibläschen, die im Laufe des weiblichen Zyklus heranreifen und das Geschlechtshormon Östrogen produzieren. Eibläschen sind blasenförmig strukturiert und haben mit Flüssigkeit gefüllte Hohlräume, in denen sich Eizellen einnisten können. Die Eibläschen siedeln sich im Eierstock (Ovar) an und schützen die Eizellen der Frau. Durch den Schutz des Eibläschens kann die Eizelle sich optimal entwickeln und sich später in die Gebärmutter bewegen. Damit diese Bewegung, die wir als Eisprung kennen, möglich ist, muss das Bläschen platzen. Das Bläschen hat dann einen ungefähren Durchmesser von 18 bis 36 Millimetern. In dieser Zeit spüren einige Frauen den Eisprung als Druck- oder Ziehschmerzen im Bauch. Pro Zyklus wird nicht nur ein Ovarialfollikel von der Frau produziert. Es ist durchaus möglich, dass zum Zeitpunkt des Eintritts der Wechseljahre tausende der Bläschen verbraucht wurden. Die übrig gebliebenen Follikel bilden sich schnell zurück. Sie sterben jedoch nicht direkt ab, sondern wandeln sich in die sogenannten Gelbkörper um. Sofern eine Frau schwanger ist, helfen Gelbkörper gerade in den ersten Wochen mit der Produktion des Hormons Progesteron (auch: Gelbkörperhormon) bei der Aufrechterhaltung der Schwangerschaft.
Wie reifen Follikel?
Die beiden Hormone, die für die Reifung der Eibläschen – und der befruchtungsfähigen Eizellen – im Eierstock notwendig sind, heißen LH (luteinisierendes Hormon) und FSH (follikelstimulierendes Hormon). Sie werden jeweils in der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) produziert und sind klassische Sexualhormone.
Im Eierstock befinden sich bereits bei der Geburt alle Ovarialfollikel der Frau. Die Eifollikel haben jedoch nicht alle den gleichen Reifungsgrad, sondern befinden sich in unterschiedlichen Stadien. Sie lassen sich in Primordial-Follikel, Primär-, Sekundär- und Tertiärfollikel bzw. Graaf-Follikel unterteilen. Wenn sich ein Primordial-Follikel zum Primärfollikel weiterentwickelt, ändert sich seine Zellschicht (Ephitel). Diese umfasst die Eizelle. Zu einem späteren Zeitpunkt im Zyklus ändert sich die Beschaffenheit des Ephitels noch einmal stark: Der Sekundärfollikel entsteht.
Es besteht auch jetzt immer noch die Möglichkeit, dass sich der Sekundärfollikel nicht weiterbildet. Den nächste Schritt bildet dann die weitere Reifung zum Tertiärfollikel. Die fruchtbaren Tage stehen kurz bevor. Beim Tertiärfollikel ist die Eizelle allein bereits so groß wie der ganze Primordial-Follikel. Da sich noch mehrere Ovarialfollikel mit ihrer Eizelle vor der endgültigen Ovulation durchsetzen wollen, muss es irgendwann einen dominanten Follikel geben. Dieser wird Graaf-Follikel genannt und ist derjenige, dessen Eizelle springt. Bei einer zweieiigen Zwillingsschwangerschaft springen übrigens zwei verschiedene Follikel. Diese können dann von Spermien befruchtet werden.
Follikelreifung und unerfüllter Kinderwunsch
Wenn eine Frau oder ein Paar Schwierigkeiten mit einem unerfüllten Kinderwunsch hat, können Mediziner durch verschiedene Untersuchungen feststellen, ob ein gestörtes Follikelwachstum der Grund für die ausbleibende Schwangerschaft ist. Bei beeinträchtigtem Follikelwachstum ist es möglich, dass FSH und LH nicht ausreichend produziert werden. In der Folge würden keine oder nur wenige Ovarialfollikel gebildet. Andererseits kann es auch sein, dass sich eine zu hohe Konzentration der Hormone im Blut befindet. Die Ovulation ist dann nicht optimal möglich, weil zu viele Bläschen gebildet wurden.
Mediziner sprechen bei diesem Problem vom polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS), da die Follikel letztendlich nichts anderes sind als Zysten in den Ovarien. Eine Schwangerschaft ist hier zwar grundsätzlich möglich, die Wahrscheinlichkeit dafür ist aber deutlich geringer als bei einer normalen Follikelreifung. Außerdem treten häufiger Fehlgeburten auf, weil die Zysten zunächst die befruchtete Eizelle und später den Embryo in seiner Entwicklung stören können.
Ob und inwiefern eine Erkrankung bei der Frau vorliegt, untersuchen Mediziner unter anderem mit Hormonanalysen. Dabei werden u.a.
die Konzentration der Hormone FSH und LH geprüft,
der Zeitpunkt des LH-Peaks ermittelt
sowie die Bildung des Anti-Müller-Hormons von der Hirnanhangsdrüse (zuständig für die Produktion der Eizellen) untersucht.
Außerdem werden vaginale Untersuchungen durchgeführt. Mittels eines Ultraschalls des Eierstocks zu Beginn des Zyklus erkennt der Arzt, ob und wie viele Follikel sich dort angesiedelt haben und ob sie korrekt wachsen. Im Normalfall sollte man zwischen sechs und zehn Bläschen pro Eierstock vorfinden. Die ggf. geplanten Kinderwunschbehandlungen, wie beispielsweise eine In-Vitro-Fertilisation (IVF), werden streng an die Untersuchungsergebnisse angepasst. Die zuständigen Ärzte im Kinderwunschzentrum müssen in jedem Fall über bereits erfolgte Behandlungen informiert werden.