Embryotox: Welche Medikamente in der Schwangerschaft und Stillzeit?
Schon eine starke Erkältung kann in der Schwangerschaft zur großen Herausforderung werden. Warum? Die Wirkstoffe aus den Medikamenten können durch die Nabelschnur an das Baby weitergegeben werden. Das kann negative Folgen nach sich ziehen. Das Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie Embryotox (embryotox.de) bietet mit seiner Website und seiner App Schwangeren und stillenden Müttern u.a. Informationen darüber, welche Medikamente eine gute Verträglichkeit für das Kind haben. Die Internetseite wird täglich von bis zu 11.000 Nutzern besucht, rund 70 Anfragen werden an jedem Werktag bearbeitet.
Welche Hilfe bietet Embryotox?
Die Plattform hilft Schwangeren und stillenden Müttern seit mehr als 30 Jahren dabei, die zum Teil widersprüchlichen Informationen zur Einnahme von Medikamenten richtig einzuordnen. Das ist nicht immer leicht – gerade, wenn man auch noch an tausend andere Dinge denken soll. Darüber hinaus haben Frauen häufig wenig Erfahrungen mit Themen rund um Erkrankungen und deren Medikation in der Zeit vor und nach der Geburt. Eine individuelle Beratung ist bei Embryotox zu einer aktuellen oder bereits zurückliegenden Schwangerschaft jederzeit möglich.
In der Embryotox Datenbank finden sich Informationen zu über 400 Medikamenten bezüglich Verträglichkeit bzw. Risiken in der Schwangerschaft und Stillzeit. Es wird zudem angegeben, wie valide die Erfahrungen und Angaben sind und ob es ggf. Unterschiede bei den Verträglichkeiten in unterschiedlichen Schwangerschaftsstadien gibt. Die Informationen sollten auf keinen Fall als Grundlage für eigenmächtige Diagnosen und Therapien genutzt werden. Frauen sollten sich immer mit dem behandelnden Arzt bzw. Ärztin besprechen oder in einer Apotheke rückversichern. Insbesondere lassen sich keinesfalls Empfehlungen für einen Schwangerschaftsabbruch ableiten, auch nicht bei vermeintlich schweren Indikationen. Bitte suchen Sie bei Unsicherheit stets einen Arzt bzw. eine Ärztin auf!
50 Prozent der Embryotox Nutzer sind Ärzte. Sie finden in der Datenbank wissenschaftlich relevante Details zur Behandlung von werdenden und stillenden Müttern. Zudem können Ärzte unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) bei Embryotox melden. Also etwa für den Fall, dass es in einer bereits bestehenden oder zurückliegenden Schwangerschaft bzw. Stillzeit nach der Medikamenteneinnahme zu negativen Auffälligkeiten beim Kind oder der Frau kam. Die Meldung wird dann an das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte anonymisiert weitergeleitet. Das daraus resultierende Wissen kommt zukünftigen Patienten zugute.
Auf der Website von Embryotox bekommen auch Frauen mit Kinderwunsch Informationen zu einer Medikation. Wichtig ist das vor allem dann, wenn sich durch eine bestimmte Behandlung der Zyklus verschiebt oder der Eisprung ausbleibt. Dies könnte dann der Grund dafür sein, warum die Frau nicht schwanger wird.
Auf der Homepage gibt es einen Fragebogen, den Frauen mit Kinderwunsch gemeinsam mit ihrem Arzt, ihrer Hebamme oder ihrem Apotheker ausfüllen und an die Berliner Charité senden können. Sie erhalten dann eine Antwort mit der allgemeinen Verträglichkeit und möglichen Risiken bei der Einnahme.
Wie sind die App und die Website aufgebaut?
Embryotox bietet eine App für die Recherche nach Medikamenten und medizinischen Wirkstoffen. Auf der Startseite stellt Embryotox sich und seine Entstehungsgeschichte vor – im Oktober 2008 wurde das Internetportal eröffnet. Es wird darauf hingewiesen, dass die Informationen auf der Seite nicht immer identisch sind mit denen von Beipackzetteln oder der sogenannten „Roten Liste“.
In der folgenden Übersicht finden Sie den Ablauf der Recherche zu Wirkstoffen und Medikamenten:
Im Arzneimittel Navigationspunkt „Wirkstoffe / Medikamente“ können werdende Eltern rund 400 Medikamente und Wirkstoffe sichten und erfahren Wichtiges zu den individuellen Risiken. In die Suchzeile kann sowohl der Wirkstoff als auch der Name des Mittels eingetragen werden. Daneben finden sich bei Embryotox auch weitere Informationen zu häufig vorkommenden Erkrankungen in der Schwangerschaft. Sofern eine Erkrankung nicht in der Liste auffindbar ist, können Frauen direkt an Embryotox schreiben und erhalten Rückmeldung zum Thema.
Zu guter Letzt kann man sich auf der Website über das Institut selbst noch ein wenig schlau machen. Hier werden die Mitarbeiter des Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie aufgelistet und die (telefonische) Erreichbarkeit des Instituts geklärt. Wem die Informationsseite am Handy zu unübersichtlich ist, der kann auf die Smartphone-optimierte App zurückgreifen. Diese ist auf Google Play und im App Store kostenlos zum Download verfügbar. Hier müssen Nutzer weiterhin auf die Website zurückgreifen. Vor dem eigentlichen Start der App müssen die User aktiv die Nutzungshinweise bestätigen. Das ist wichtig, damit klar ist, dass die Angaben der Informationsapp nicht z.B. als Grundlage für den Abbruch einer Schwangerschaft verwendet werden.
Nach Bestätigung gelangt man zu einer Datenbank mit den alphabetisch geordneten Arzneimitteln. Wenn das relevante Medikament ausgewählt ist, werden das Arzneimittel mit seinen Wirkstoffen sowie Erfahrungen in der Schwangerschaft und Stillzeit beschrieben. Auch besser erprobte Alternativen mit einem gesenkten Risiko für Mutter und Kind werden erwähnt und sind ebenfalls in der Datenbank zu finden.
Ein Beispiel
Eine werdende Mutter ist sich bezüglich der Arzneimittelsicherheit von Formoterol unsicher. Ihre ehemalige Ärztin hat ihr das Medikament schon lange vor der Schwangerschaft gegen ihr Asthma verschrieben. Ruft sie nun die Seite zu Formoterol auf, erfährt die Schwangere Folgendes:
Die Charité in Berlin und damit die Embryotox-App sieht im Allgemeinen keine negativen Auswirkungen auf den Fetus bzw. das Neugeborene. Im zweiten und dritten Trimester der Schwangerschaft können besonders hohe Inhalationsdosen jedoch gegebenenfalls zu Herzrhythmusstörungen bei Mutter und Kind führen.
In diesem Fall ist eine konkrete Absprache mit dem Arzt notwendig und sinnvoll. Stillende Frauen können Formoterol ohne Bedenken einnehmen – es liegen jedenfalls keine Studien oder Berichte darüber vor, dass Säuglinge negative Symptome nach der Einnahme zeigen würden.