Fertility Benefits: Kinderwunschbehandlung vom Arbeitgeber

Fertility Benefits sind vor allem in den USA und Großbritannien verbreitet. Dabei übernehmen Arbeitgeber – meist große Firmen – die Kosten für Fruchtbarkeitsuntersuchungen und -behandlungen ganz oder teilweise. In Zeiten, in welchen Fachkräfte Mangelware sind, zählen Fertility Benefits zum Employer Branding und dienen der Mitarbeiterbindung. Da die Vereinbarkeit von Beruf und Familie für viele Beschäftigte immer wichtiger wird, können Fertility Benefits ein Schritt in die richtige Richtung sein.


Leere Holzwürfel aufeinander gestapelt

Was umfassen Fertility Benefits?

Fertility Benefits können verschiedenen Leistungen rund um den Kinderwunsch bezeichnen. Es handelt sich hierbei nicht um einen feststehenden Begriff. Je nach Unternehmen unterscheiden sich die Leistungen. Typisch sind etwa Zuschüsse zu oder die Kostenübernahme von:

  • Untersuchungen der Fruchtbarkeit bei Frauen & Männern

  • Social Freezing – also das Einfrieren von Eizellen

  • In-vitro-Fertilisation (IVF)

  • Samenspenden

  • Insemination

  • Adoption

Auch Behandlungen oder Medikamente, wie Vitamine, die die Fruchtbarkeit verbessern können, werden von Firmen, die mit Fertility Benefits werben, häufig übernommen.

Welche Firmen bieten Fertility Benefits?

Viele Firmen, die Ihren Sitz unter anderem in den Vereinigten Staaten oder Großbritannien haben, bieten Fertility Benefits an. Je nach Unternehmen unterscheidet sich die Summe, die hierfür zur Verfügung gestellt wird. Dabei zeigt sich, dass vor allem große Unternehmen für die teils hohen Kosten aufkommen. Einige bekannte Firmen, die Fertility Benefits anbieten, sind etwa:

  • Netflix

  • Google

  • Spotify

  • Apple

  • Meta

  • Adoption

  • Starbucks

Laut einer Studie von 2022 bieten 40% der Firmen in den Vereinigten Staaten Fertility Benefits an. Die Leistungen verteilen sich dabei wie folgt:

  • 28% decken Medikationen rund um die Fruchtbarkeit ab

  • 30% decken In-vitro-Fertilisationen ab

  • 16% decken Gentests zur Feststellung von Unfruchtbarkeit ab

  • 17% decken Fruchtbarkeitsbehandlungen ohne IVF ab

  • 14% decken Social Freezing ab

  • 34% gewähren eine bezahlte Freistellung bei Adoption

Der Trend über die letzten Jahre zeigt einen Anstieg an Firmen, die Ihre Mitarbeiter monetär bei der Familienplanung und einem Kinderwunsch unterstützen.

Fertility Benefits – auch in Deutschland?

In Deutschland hat das Thema der Fertility Benefits bisher kaum Einzug gehalten. Vor allem amerikanische Firmen mit einer deutschen Niederlassung bieten als Arbeitgeber eine Unterstützung bei Kinderwunschbehandlungen auch hierzulande an. In Deutschland und Europa ist zudem die Lage rund um die Krankenversicherung eine andere als in Amerika. Die Krankenkassen übernehmen unter bestimmten Voraussetzungen die Kosten (anteilig) für eine künstliche Befruchtung. Darüber hinaus gibt es Zuschüsse vom Staat bzw. den Bundesländern. Die Vorgaben sind jedoch sehr eng und schließen unverheiratete und/oder homosexuelle Paare aus. Zudem wird nur eine bestimmte Anzahl an Versuchen übernommen. Bei drei Versuchen einer In-vitro-Befruchtung können Kosten von bis zu 10.000 Euro entstehen. Hier könnten deutsche Unternehmen ansetzen und die Lücke zwischen der gesetzlichen Krankenversicherung und der Realität, dass fast jedes 10. Paar ungewollt kinderlos ist, schließen. Im Gegenzug können diese Unternehmen Mitarbeiter oft langfristig binden.

Nachteile von Fertility Benefits

Fertility Benefits lassen die Grenzen zwischen Privatem und Beruf weiter verschwimmen. Wird eine Kinderwunschbehandlung durch den Arbeitgeber ganz oder teilweise bezahlt, ist die Familienplanung ein offenes Geheimnis. Dies kann sich möglicherweise auf Gehaltsverhandlungen und die Vergabe von internen Projekten auswirken. Zudem erhält der Arbeitgeber Einblicke in medizinische Belange. Andererseits können Fertility Benefits den Druck von Arbeitnehmern nehmen, da Arzttermine nicht mehr heimlich vereinbaren werden müssen und treibt im besten Fall die Entstigmatisierung von ungewollter Kinderlosigkeit weiter voran. Arbeitgeber, die Fertility Benefits anbieten und hierbei mit Anbietern wie onuava oder Apryl zusammenarbeiten, sind in der Regel familienfreundlich aufgestellt und ermöglichen die Balance zwischen Karriere und Familie – eine Entwicklung, die in Deutschland auf jeden Fall zu begrüßen wäre.