Adoption: Adoptionsrecht, Voraussetzungen und Ablauf

Bei einem unerfüllten Kinderwunsch kann eine Adoption für manche Paare der letzte Hoffnungsschimmer sein, um doch noch Eltern zu werden – wenn auch nicht von einem leiblichen Kind. Das Thema selbst ist jedoch zum Teil sehr verwirrend und schwer durchschaubar. Deshalb möchten wir Ihnen in diesem Artikel unter anderem das Adoptionsrecht und die Voraussetzungen für eine Adoption im Inland oder Ausland näher bringen.

Paar mit Tochter

Welche Voraussetzungen müssen für eine Adoption erfüllt sein?

Das deutsche Adoptionsrecht regelt, wer ein Kind adoptieren darf und unter welchen Voraussetzungen die Adoption dem Wohl des Kindes dient. Ein Kind kann entweder von einer Einzelperson oder von verheirateten Paaren mit Kinderwunsch adoptiert werden. Ehepaare nehmen ein Kind gemeinsam auf, während unverheiratete Paare ein Kind nur alleine adoptieren können. Seit dem 1. Oktober 2017 gilt diese Regelung auch für gleichgeschlechtliche Ehepaare – die Homo-Ehe stellt also auf dem Papier rechtlich kein Problem mehr für die Adoption eines fremden oder leiblichen Kinds durch einen der Partner dar. Homosexuelle haben im reformierten Adoptionsrecht also die gleichen Chancen auf ein Adoptivkind.


Das Mindestalter für eine Adoption beträgt 25 Jahre. Bei verheirateten Paaren kann jedoch eine Person auch bis zu 21 Jahre jung sein. Es gibt keine obere Altersgrenze für die Adoptiveltern. Dennoch soll der Altersunterschied zwischen Kind und Eltern nicht größer als 40 Jahre sein. Im Normalfall müssen beide Eltern des Adoptivkindes einer Adoption zustimmen. Nur in seltenen Fällen erfolgt die Freigabe zur Adoption ohne die Zustimmung eines der Elternteile. Ab einem Alter von 14 Jahren muss außerdem das Kind der Adoption zustimmen. Mit der Zustimmung der Eltern wird in der Regel das Jugendamt Vormund des Kindes, wodurch das Sorgerecht der leiblichen Eltern erlischt.

Welche adoptionsrechtlichen Möglichkeiten gibt es in Deutschland?

Es gibt mehrere adoptionsrechtliche Möglichkeiten, ein Kind zu adoptieren. Unterschiede sind hauptsächlich geprägt durch das Alter des Adoptivkindes und dem Verwandtschaftsverhältnis zu den Adoptiveltern. 


Am häufigsten werden in Deutschland Stiefkinder adoptiert. Auch wenn das Adoptivkind in diesem Fall bereits oft in der Familie lebt, muss geprüft werden, ob die Adoption dem Wohl des Kindes dient. Gründe für die Stiefkindadoption können fehlender Kontakt oder Tot eines leiblichen Elternteils sein. Dieser Form sehr ähnlich ist die Verwandtenadoption. Dabei ist das Kind mit den Adoptiveltern zumindest bis zum dritten Grad verwandt. Im Unterschied zur Adoption eines fremden Kindes erlischt mit der Adoption nur das rechtliche Verwandtschaftsverhältnis zu den leiblichen Eltern, nicht zu den restlichen Verwandten.


Bei der Fremdadoption besteht keinerlei Verwandtschaftsverhältnis zum Adoptierten. In der Regel ist die Adoption eines fremden Kindes eine Volladoption. Das Bedeutet, dass die rechtliche Beziehung zu den leiblichen Eltern vollständig erlischt. In den meisten Fällen hat die Herkunftsfamilie gemäß Adoptionsrecht auch keinen Anspruch auf Kontakt zum Kind, wobei die endgültige Entscheidung darüber bei den Adoptiveltern liegt. Diese Regelung dient dem Schutz der Adoptivfamilie vor Störungen durch die leiblichen Eltern. Wenn die Situation es jedoch erlaubt und die Adoptiveltern damit einverstanden sind, kann auch eine halboffene oder offene Adoption gewählt werden. Bei der halboffenen Adoption besteht zwar kein direkter Kontakt zwischen den Familien, die leiblichen Eltern können aber durch Bilder, Entwicklungsberichte oder ähnlichem am Aufwachsen des Kindes teilhaben. Bei der offenen Adoption lernen sich die Elternpaare kennen und es besteht Kontakt zu den leiblichen Eltern. Untersuchungen zufolge bietet diese Form Vorteile für das Kind, weil es seine Situation besser verstehen kann und Kontakt zu seinen genetischen Wurzeln hat.


Neben den eher üblichen Adoptionsformen gibt es auch besondere Möglichkeiten, ein Kind zu adoptieren. Darunter fallen beispielsweise die Adoption eines Pflegekindes durch die Pflegeeltern, die Adoption eines vom Ehepartner bereits adoptierten Kindes oder die Adoption eines Volljährigen.

Welchen Ablauf hat eine Adoption?

Eine Adoption ist ein langer Prozess, bei dem immer das Wohl des Kindes im Mittelpunkt stehen muss. Schon die Entscheidung zu einer Adoption sollte wohlüberlegt getroffen werden. Gerne denken Personen mit Kinderwunsch an die positiven Seiten einer Adoption.


Endlich Vater oder Mutter eines Kindes zu sein, ist für viele ein sehr schöner Gedanke. Dennoch muss man sich auch mit den Besonderheiten einer Adoptivfamilie beschäftigen und überlegen, ob man mit den damit einhergehenden Schwierigkeiten und Themen umgehen kann. Um sich für eine Adoption in Deutschland bewerben zu können, müssen Sie als erstes eine anerkannte Vermittlungsstelle kontaktieren. Dazu zählen neben den Jugendämtern beispielsweise auch die Caritas oder die Diakonie. Die Stellen überprüfen dann in einem Eignungsverfahren, ob Sie für eine Adoption infrage kommen. Dazu müssen Sie einige Dokumente vorlegen, wie beispielsweise Gesundheitszeugnisse, Einkommensnachweise, polizeiliche Führungszeugnisse und Ihre Geburtsurkunde. Für eine Inlandsadoption ist diese Überprüfung kostenlos, bei einer Adoption aus dem Ausland entstehen jedoch hier bereits Kosten bis zu 1200 Euro.


Im zweiten Teil der Bewerbung steht ein erster Hausbesuch des Jugendamts auf dem Plan. Dabei wird überprüft, ob der Wohnraum für ein Kind geeignet ist. Es sollte ein Kinderzimmer beziehungsweise ausreichend Platz vorhanden sein, Sie müssen aber keine Luxuswohnung präsentieren. Außerdem wird in Gesprächen überprüft, ob die Beziehung den Belastungen einer Adoption standhält und welche Vorstellungen die werdenden Eltern zur Kindererziehung haben.

Wie lange dauert es bis zum Abschluss des Adoptionsverfahrens?

Sollten Sie das Eignungsverfahren positiv überstanden haben, kommen Sie als Adoptiveltern infrage. Leider müssen Sie sich darauf einstellen, dass die Wartezeit für eine erfolgreiche Vermittlung in Deutschland länger dauern kann. Im Durchschnitt müssen sich Bewerber ein bis zwei Jahre gedulden, bis es mit einer Adoption endlich klappt. Wenn es dann zum erhofften Anruf kommt, beginnt die Zeit des Kennenlernens. Bei der Inlandsadoption dauert die Zeit des Matchings, wie es in der Fachsprache heißt, mindestens ein Jahr. In dieser Zeit lebt das Kind als Pflegekind bei Ihnen. Erst danach kann die Adoption abgeschlossen werden. Bis das Adoptivkind sich in der neuen Familie wirklich wie zuhause fühlt, kann es aber auch länger dauern. Jede Adoption verläuft anders, denn Liebe und Vertrauen entstehen erst mit der Zeit. Bei anfänglichen Problemen kann man sich daher jederzeit an das Jugendamt wenden.

Welche Unterschiede sind bei der Adoption aus dem Ausland zu beachten?

Die Auslandsadoption ist in der Regel komplizierter und kostspieliger als die Inlandsadoption. Eine solche Adoption kann allerdings mit kürzeren Wartezeit als eine Inlandsadoptionen einhergehen. Außerdem ist dabei auch das Recht des Herkunftslandes zu beachten. Je nachdem aus welchem Land das Kind stammt, gelten unterschiedliche Gesetze. Die Adoption muss nämlich sowohl in Deutschland, als auch im Herkunftsland anerkannt werden. In Deutschland wird die Adoption nur dann anerkannt, wenn sie von einem international zuständigen Gericht vollzogen wurde. Außerdem darf die Adoption nicht gegen die grundsätzlichen Gesetze des Adoptivrechts verstoßen. Dieser Punkt führt leider immer wieder zu Problemen bei der Auslandsadoption. Deswegen ist es sinnvoll, das deutsche Adoptivrecht von Beginn an in die Auslandsadoption mit einzubeziehen. Da die zu beachtenden Punkte sich jedoch von Land zu Land stark unterscheiden, ist anzuraten, sich vorab genau über die Regelungen im Herkunftsland zu informieren.

Wie gehe ich am besten vor, wenn ich ein Kind adoptieren möchte?

Die richtige Entscheidung treffen: Machen Sie sich mit Ihrem Partner bewusst, wieso Sie ein Adoptivkind möchten und ob eine Adoption für Sie die beste Lösung ist. Beachten Sie dabei auch welche besonderen Belastungen für Adoptiveltern entstehen können. 


Auf die Bewerbung vorbereiten: Kontrollieren Sie, ob Sie die oben genannten Voraussetzungen erfüllen und überlegen Sie, welche Form von Adoption für Sie infrage kommt. 


Wenden Sie sich an Experten: Die erste Kontaktaufnahme mit einer Vermittlungsstelle markiert einen bedeutenden Schritt. Zahlreiche Fachleute stehen Ihnen zur Verfügung, um Sie bei der Planung der richtigen Maßnahmen für eine Adoption zu unterstützen. So müssen Sie den Weg zum ersehnten Kind nicht allein gehen. In Deutschland können wie oben erwähnt beispielsweise das Jugendamt, die CARITAS und die Diakonie beratend zur Seite stehen.