Mögliche spätere Folgen auf die Fruchtbarkeit nach einem Kaiserschnitt

Arzt hält Neugeborenes im Kreissaal in den Armen

Bekanntermaßen ist die Rate der Kaiserschnitte in den letzten Jahren und Jahrzehnten stark angestiegen. Zunächst interessieren die Schwangere und ihren behandelnden Arzt die unmittelbaren Folgen und Risiken eines Kaiserschnittes, wie Infektionen, Blutverlust und Thrombosegefahr. Aber wie sieht es mit den langfristigen, und hier insbesondere mit den Folgen für die spätere Fruchtbarkeit aus? Zu diesem Thema haben die Autoren Prof. Nawroth und Prof. Ludwig aus Hamburg in einer Übersichtsarbeit relevante Veröffentlichungen zusammengefasst.


Gurol-Urganci und Kollegen zeigten in einer Metaanalyse von 18 Studien mit insgesamt einer halben Million Frauen, dass nach einem Kaiserschnitt die Schwangerschaftsraten um 9% niedriger und die Geburtenraten um 11% niedriger waren, als nach vaginalen Geburten. Im Vergleich zu Frauen nach einer normalen vaginalen Geburt ist nach einem Kaiserschnitt auch das Risiko einer sogenannten Subfertilität (Eintritt einer Schwangerschaft erst nach mehr als 12 Monaten) signifikant erhöht.


Der Sitz der Plazenta, des Mutterkuchens, nach einem Kaiserschnitt ist signifikant häufiger vor dem inneren Muttermund (eine sogenannte Plazenta praevia). Dies hat oftmals Blutungen in der Schwangerschaft zur Folge, bei Wehenbeginn auch teilweise sehr starke lebensbedrohliche Blutungen. Eine vaginale Geburt ist in diesen Fällen nicht möglich. Des Weiteren ist das Risiko, dass in diesem Falle die Plazenta zu tief in die Gebärmutter, oder sogar in die Blase einwächst, nach einem Kaiserschnitt um das Dreifache erhöht.


Eine weitere Metaanalyse, die 11 Studien mit insgesamt knapp 2 Millionen schwangeren Frauen zusammenfasst, ergab, dass das Risiko für eine Totgeburt nach einem Kaiserschnitt um 23% höher ist.


Insgesamt sollte also bei einer Entscheidung für eine normale vaginale Geburt oder einen Kaiserschnitt neben den unmittelbaren Risiken auch die möglichen späteren Folgen für Fertilität und Kinderwunsch bedacht werden.



Anmerkung der Verfasser: Bei Metaanalysen ist stets Vorsicht geboten, da die Auswahl der einbezogenen Studien dem Analysten überlassen ist und dies zu einer Verfälschung der Ergebnisse führen kann.

Quellen:



Nawroth F., Ludwig M. Mögliche reproduktive „Spätfolgen“ einer Sectio caesarea. Frauenarzt 2013;54:1168-1173

Gurol-Urganci I, Bou-Antoun S, Lim CP et al.: Impact of Caesarean section on subsequent fertility: a systematic review and meta-analysis. Hum Reprod 28 (2013)

O`Neill SM, Khashan AS, Kenny LC et al. Caesarean section and subsequent ectopic pregnancy: a systematic review and meta-analysis. BJOG 120 (2013) 671-680.

Kamara M, Henderson JJ, Doherty DA et al. The risk of placenta accreta following primary elective caeserean delivery: a case-control study. BJOG 120 (2013) 879-886.