Was ist eine Kinderwunschberatung?

Fliegender Storch

Unerfüllter Kinderwunsch

Wenn sich der Kinderwunsch nicht erfüllt, können Paare mit großen emotionalen Herausforderungen konfrontiert werden. Insoweit sie sich zu einer IVF oder einer anderen Kinderwunsch-Therapie entschließen, kommen insbesondere auf Frauen hohe und möglicherweise langwierige körperliche und psychische Belastungen zu. Kommt es nicht zu einer Schwangerschaft oder gar zu einer Fehlgeburt, können Trauer, Verzweiflung, Wut und auch Neid zu dominierenden Themen für Frau und Mann werden. Im privaten Umfeld fühlen sich Paare dann häufig gestresst, unverstanden und ziehen sich zurück. Nicht selten entstehen in der Konsequenz auch körperliche Reaktionen oder Depressionen.

Kinderwunschberatung

Eine Kinderwunschberatung kann Paare mit medizinischem Verständnis und psychologischen Methoden unterstützen. Kinderwunschberater/innen helfen nicht nur bei psychosozialen Themen, sondern sie kennen sich häufig auch gut aus mit Diagnostik und Behandlungsmethoden, rechtlichen Rahmenbedingungen und Angeboten für finanzielle Förderung einer Fruchtbarkeitsbehandlung. Die Beratung bei unerfülltem Kinderwunsch dient der Information über Möglichkeiten des Umgangs mit den Belastungen und als Entscheidungshilfe für das weitere Vorgehen. Auch während einer Kinderwunschbehandlung kann ein Coaching sinnvoll sein. Psychosoziale Beratung kann bei unerfülltem Kinderwunsch erwiesenermaßen effektive Hilfe leisten. Sie entlastet emotional, stärkt die Entscheidungshoheit Betroffener und kann auch dazu beitragen, dass ein Leben ohne Kind angenommen wird. Schätzungen zufolge führen 14% der Beratungsstellen bzw. Kinderwunschberater/innen diese Beratung gelegentlich durch. 8% bieten Beratung regelmäßig an. Einige wenige Kinderwunschberater/innen führen also sehr viele Therapien durch und eine Vielzahl nur vereinzelt. Die Frequenz der Behandlungen liegt zwischen einmal im Monat und einmal täglich (z.B. in Kinderwunschkliniken oder bei niedergelassenen BeraterInnen).

Beratungsablauf

Zu Beginn einer Behandlung wird eine Bestandsaufnahme gemacht. Patienten/innen sollten sich wenn möglich vorab überlegen, welche Themen oder Konflikte besonders bedeutend sind und immer wieder auftauchen. Alle Gespräche unterliegen der Schweigepflicht. Je offener sie geführt werden, desto mehr kann erreicht werden. Psychische Probleme wie Versagensangst oder Schuldgefühl werden adressiert und bewusst gemacht. Gemeinsam wird nach Lösungen gesucht. Vor oder während einer künstlichen Befruchtung können Gespräche die Partner entlasten. Auch allgemeine Fragen zur Fruchtbarkeit und Ursachen des unerfüllten Kinderwunsches können Gegenstand sein. Die Beratung klärt auf über Möglichkeiten zur Diagnose, Therapien und auch natürliche Methoden. Auch Chancen und Risiken der Kinderwunschbehandlung können besprochen werden. Darüber hinaus wird gemeinsam nach Hintergründen des Kinderwunsches, damit verbundenen Hoffnungen und Wünschen geforscht. Häufig ist der Wunsch nach einem Baby bei den Partnern unterschiedlich ausgeprägt. Bei erfolgloser künstlicher Befruchtung gilt es alternative Perspektiven zu entwickeln. Frauen möchten sich oft nicht damit abfinden, dass sie nicht schwanger werden können. Berater/innen vermitteln hier bei Bedarf Kontakte zu Selbsthilfegruppen oder anderen Betroffenen.

Stigmatisierung

Menschen mit eingeschränkter Fruchtbarkeit leiden häufig unter Angst vor einer Stigmatisierung. Das kann dazu führen, dass sie eine psychologische Beratung für sich selbst ablehnen. Dieser Angst wird von einigen Kinderwunschberatern/innen damit begegnet, dass sie Gespräche auch ausschließlich telefonisch oder über Chat anbieten. Die Einstiegshürde ist durch einfache Online-Anmeldung niedrig. Beim Mann können entsprechende Barrieren besonders stark ausgeprägt sein.

Qualifizierte Kinderwunschberatung

In Deutschland wird Kinderwunschberatung zum einen angeboten in Kinderwunschzentren oder davon unabhängig. Zum anderen kann sie auch Teil der Schwangerschaftsberatung sein im Rahmen der Beratung zur Familienplanung. Jeder der mag, kann sich grundsätzlich als „Kinderwunschberater“ bezeichnen. Bei der Auswahl einer Therapie sollte unbedingt auf Qualifizierung geachtet werden. Das bereits im Jahr 2000 gegründete Beratungsnetzwerk für Kinderwunsch Deutschland (BKiD) ist ein Verband qualifizierter Beratungsfachkräfte. Das BKiD gewährleistet über Ausbildung und Zertifizierung die Expertise in der psychosozialen Beratung bei Kinderwunsch und ungewollter Kinderlosigkeit. Die BKiD Zertifizierung gilt in Deutschland als Qualitätssiegel für die Behandlung.

Kosten und finanzielle Unterstützung

Kinderwunschberatung wird nicht von Krankenkassen erstattet. Paare müssen die Kosten privat übernehmen. Eine Stunde Beratung liegt bei 60 Euro bis 100 Euro. Im Vergleich zur finanziellen Belastung, die eine künstliche Befruchtung mit sich bringen kann, erscheinen die Kosten überschaubar. Gleichwohl ist unumstritten bei reproduktionsmedizinischen Zentren, Beratungsstellen und Kinderwunschberatern/innen, ob die Therapie finanziell unterstützt werden sollte. Im Idealfall sollten Ratsuchende zwischen einer integrierten und einer behandlungsunabhängigen psychosozialen Beratung wählen können.

Quellen:


Psychosoziale Kinderwunschberatung in Deutschland, Status Quo und Erfordernisse für eine bessere Konzeptualisierung, Implementierung und Evaluation, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Berlin 2012

https://www.bkid.de/unterstuetzung-kinderwunsch/

https://www.informationsportal-kinderwunsch.de/beratung/