Sternenkinder: Der würdevolle Abschied

Wenn Babys sterben, ändert sich das Leben einer Familie ganz plötzlich komplett. Nichts ist wie vorher. Die sogenannten Sternenkinder bleiben ihren Eltern nach dem Tod für immer in Erinnerung. Im Artikel möchten wir Sternenkinder-Eltern und anderen Betroffenen Hilfestellungen geben, wie sie in Liebe Abschied von ihrem Kind nehmen können.

Sternenhimmel mit Sternschnuppe und Bäumen im Vordergrund

Was sind Sternenkinder?

Der Begriff Sternenkind beschreibt bildsprachlich ein Kind, dessen Leben in unserer Welt schon im Bauch der Mutter oder kurz nach der Geburt endete. Das Baby verlässt seine Eltern, um sein Leben im Himmel bei den Sternen zu beginnen und dort für die gesunden Kinder zu leuchten. So unterscheidet man Sternenkinder von den Begriffen Totgeburt oder Fehlgeburt vor allem dadurch, dass dem verstorbenen Kind ein echter Lebenswert zugeschrieben wird.


Der Begriff der Sternenkinder wurde durch öffentliche Trauer von Eltern in sozialen Netzwerken in den letzten Jahren immer präsenter. Mittlerweile gibt es in einigen Städten bzw. Bundesländern auch Selbsthilfegruppen für Betroffene. Dennoch fühlen sich viele Familien häufig in ihrer Trauer allein gelassen und schlecht verstanden. Menschen mit gesunden Kindern dürfen diese aufwachsen sehen – für Eltern eines Sternenkindes ist das nicht möglich. Ganz im Gegenteil: Sie werden täglich aufs Neue an ihren Verlust erinnert.

Wie können betroffene Eltern von ihrem verstorbenen Kind Abschied nehmen?

Sofern schon in der Schwangerschaft feststeht, dass eine Frau ihr Kind nicht lebendig gebären wird, kann der Abschied bewusst geplant werden. Der Tod des eigenen Kindes wird dadurch vielleicht nicht greifbarer, jedoch können so früh wie möglich Krankenhaus und Hebamme Hilfestellung leisten und unter anderem über die medizinischen Themen informieren. Darf ich mein Kind nach der Geburt sehen? Wie kann mein Kind möglichst würdevoll entbunden werden? Besteht in der Schwangerschaft auch für die Mutter Lebensgefahr? Das kann insoweit helfen, als dass ausreichend Zeit für die Beantwortung aller Fragen besteht und eine würdevolle Beerdigung frühzeitig organisiert werden kann.


Bei einer Fehlgeburt oder einer Totgeburt ist der plötzliche Verlust für die Angehörigen geradezu erschlagend. Alles muss ganz schnell gehen, für ein Innehalten bleibt kaum Zeit. Auch hier unterstützen jedoch das Krankenhaus und der behandelnde Arzt. Egal, ob ein Kind nun durch eine Fehlgeburt, genetische Anomalien oder sonstige Einflüsse sterben musste – für rund 2.000 deutsche Sternenkindeltern pro Jahr fühlt es sich an, als würde ihr Herz zerreißen und ihr Leben nie wieder weitergehen.


Eine aus Großbritannien stammende Initiative namens Schmetterlingskinder – ebenfalls ein bildlicher Ausdruck für die Freiheit verstorbener Kinder – begann damit, sogenannte Notfallkistchen an Krankenhäuser zu spenden. Aktivisten nähen oder stricken winzige Kleidung, die die Hebammen oder Eltern den Sternenkindern anziehen können, bevor sie ihren letzten Weg in den Himmel antreten. Die Kleidung macht die Kinder noch einmal menschlicher. Manchmal kann gerade das aber noch schmerzvoller sein. 


Online gibt es einige Angebote, bei denen man seinem Sternenkind einen Eintrag mit Foto erstellen kann. Solche Einträge schaffen mehr Bewusstsein für das Thema Sternenkinder und geben den verstorbenen Kindern ein Gesicht. Andere Betroffene können über solche Foren gegebenenfalls kontaktiert und Erfahrungen, Hoffnungen und Ängste ausgetauscht werden.


Als Betroffene/r sollte man sich Orte der Stille schaffen, an denen man die sich immer weiter drehende Welt um sich ausblenden kann. Hier sollen nur die Trauer um das tote Baby und man selbst im Mittelpunkt stehen. An dieser Gedenkstätte können beispielsweise Fotos aus der Schwangerschaft oder Hand- und Fußabdrücke des Kindes platziert werden. Auch wenn es schwerfällt, sollte man keine Schuldgefühle gegen sich selbst hegen oder anderen die Schuld für den Tod des Sternenkindes geben. Sollten Depressionen auftreten, kann man sich Hilfe in örtlichen Selbsthilfegruppen und bei einem speziell ausgebildeten Seelsorger, Psychologen bzw. Psychotherapeuten suchen. Der Hausarzt kann einen diesbezüglich beraten und Empfehlungen aussprechen.


Seit 15. Mai 2013 können trauernde Eltern auch die Geburt eines toten Kinds unter 500 Gramm beim Standesamt melden. Dieser Schritt dazu beitragen, dem Kind eine Existenz zu geben. Sollte das Geschlecht des Kindes noch nicht festgestanden haben, dürfen Eltern trotzdem im Antragsformular den geplanten Namen angeben und auf die Angabe des Geschlechts verzichten. Wichtig: Eine solche Anzeige beim Standesamt ist keine Pflicht, kann aber – wie bereits erwähnt – zur Anerkennung der fehlgeborenen Kinder als Menschen beitragen.

Wie können betroffene Eltern die Bestattung des Kindes gestalten?

Natürlich bleibt es immer eine individuelle Entscheidung, wie die Beerdigung eines Sternenkindes gestaltet wird. In den folgenden Absätzen möchten wir den Eltern einige Anhaltspunkte dazu geben. Ein kompetenter Bestatter hilft dabei, Wünsche für die Bestattung umzusetzen. Eine selbstorganisierte Beerdigung ist grundsätzlich ebenfalls möglich, aber nach deutschem Recht muss am Friedhof ein Angestellter daran beteiligt sein. Für einen Bestatter spricht außerdem, dass die Eltern dann die Möglichkeit haben, sich an diesem Tag gänzlich auf ihr Sternenkind zu konzentrieren.


Viele betroffene Eltern entscheiden sich dafür, die Beerdigung des Sternenkindes bunt und fröhlich zu gestalten. Das Kind soll symbolisch mit Freude und ganz viel Liebe gehen. Geht man durch einen Friedhof, erkennt man die Gräber meist schnell. Stofftiere wurden sorgfältig drapiert, Blumen gepflanzt und manchmal ist sogar der Grabstein ganz farbig gestaltet. Während bei den Beerdigungen von Erwachsenen meist schwarz getragen wird, wollen die Betroffenen ihren Kindern hier oftmals ganz deutlich zeigen, dass sie in ihrem Herzen weiterleben. Ein Baby, das eine Frau nach einem Sternenkind geboren hat, nennt man – ebenfalls metaphorisch gesehen – Regenbogenkind. Manchen Eltern hilft erst die Geburt eines Regenbogenkindes, über die Trauer hinwegzukommen und den Sinn ihres Lebens auf neue Weise zu erfahren.


Generell sollten Betroffene sich genug Zeit nehmen, bevor erneut über eine Schwangerschaft nachgedacht wird. Das neue Baby sollte nie ein Ersatz sein müssen, sondern wegen seiner selbst geliebt werden.