Kinderwunsch: Helfen Nahrungsergänzungsmittel, schwanger zu werden?

Unbestritten steigt während einer Schwangerschaft der Bedarf an Nährstoffen deutlich an. Aber bereits davor kann es sinnvoll sein, auf eine ausreichende Versorgung zu achten. Wann sollten Nahrungsergänzungsmittel zum Einsatz kommen? Beeinflussen sie die Fruchtbarkeit und können sie helfen, schwanger zu werden? Welche Präparate sind für Männer und Frauen mit Kinderwunsch geeignet? Diese fragen gilt es im folgenden Artikel zu klären.

Umgekippte Dose mit Kapseln

Kinderwunsch: Wie Nährstoffe die Fruchtbarkeit beeinflussen

Die Fruchtbarkeit ist ein komplexes Thema. Lebensstilfaktoren und Nährstoffe können einen nicht unerheblichen Einfluss darauf haben. So können sich zum Beispiel Stress, Nikotin oder Entzündungen negativ auf die Fruchtbarkeit auswirken. Eine gesunde und vielseitige Ernährung kann die Fruchtbarkeit hingegen auch positiv beeinflussen. Denn manche Nährstoffe helfen, die sich entwickelnde Eizelle vor oxidativen Schäden zu schützen und sie mit Energie zu versorgen. Nach der Befruchtung tragen sie dazu bei, dass sich aus der befruchteten Eizelle ein gesunder Fötus entwickelt.


Volle Nährstoffspeicher können die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft also erhöhen. Deshalb macht es Sinn, dem Körper bereits vor der Schwangerschaft alle Nährstoffe zukommen zu lassen, die er braucht. Ein weiterer Vorteil: Tritt die Schwangerschaft ein, sind bereits alle empfohlenen Nährstoffe vorhanden.


Schritt 1: Prüfen Sie also zunächst, ob Sie sich bereits gesund und ausgewogen ernähren. Landen regelmäßig Obst und Gemüse, Vollkorn- und Milchprodukte sowie gesunde Eiweiße (wie Fisch, Hülsenfrüchte, Geflügel, Nüsse) auf Ihrem Teller? Diese Lebensmittel punkten mit einer hohen Nährstoffdichte. Mehr Infos über die richtige Kinderwunschernährung finden Sie hier. Außerdem haben wir drei Rezeptideen für Frauen, die schwanger werden möchten, zusammengestellt.


Schritt 2: Ihre Ernährung ist bereits vorbildlich? Super! Dann geht es nur noch darum, den Körper zu unterstützen und eventuelle Mängel auszugleichen. Dafür sind Nahrungsergänzungsmittel gedacht. Wie der Name schon sagt, sind sie kein Ersatz für eine gesunde Ernährung, sondern lediglich eine Art „Add on“.

Nahrungsergänzungsmittel für Frauen mit Kinderwunsch

Einer der wichtigsten Nährstoffe für Schwangere ist Folsäure. Denn ein Mangel während der Schwangerschaft kann zu schweren Entwicklungsfehlern wie zum Beispiel einem „offenen Rücken“ führen. Das wissen die meisten. Weniger bekannt ist, dass Folsäure im Idealfall bereits vor der Schwangerschaft in der Kinderwunschzeit eingenommen wird, um die Entwicklung der Eizellen zu unterstützen. Laut einer Studie der Technischen Universität München berücksichtigt nur ein Drittel der befragten schwangeren Frauen diesen Ratschlag. Aber es gibt noch weitere Nahrungsergänzungsmittel, die Frauen mit Kinderwunsch in Betracht ziehen können.


Überblick - Wichtige Nährstoffe bei Kinderwunsch:

  • Folsäure: Bereits 400 μg Methylfolat pro Tag versorgen die Frau vor und während der Schwangerschaft ausreichend.

  • Eisen: Sofern ein Mangel nachgewiesen ist, sollte er behoben werden. Laut „Internisten im Netz“ hat fast die Hälfte der Frauen im gebärfähigen Alter eine Eisenunterversorgung.

  • Vitamin B12: Besonders Frauen, die sich vegan ernähren, sollten ihren Vitamin B12 Speicher mithilfe von Nahrungsergänzungsmitteln auffüllen, da vor allem Fleisch, Fisch, Milchprodukte und Eier reich an Vitamin B12 sind.

Diese Empfehlung stammen von der Verbraucherzentrale, die sich an den Hinweisen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung orientiert. Es gibt jedoch vereinzelt weitere Stoffe, bei denen Mängel auftreten können. So ist der Nationalen Verzehrstudie II zu entnehmen, dass Frauen zwischen 25 und 34 Jahren weniger als 50 % der empfohlenen Vitamin-D-Zufuhr erreichen.

Ihr Kinderwunsch erfüllt sich nicht? Nahrungsergänzung für Frauen mit Empfängnisschwierigkeiten

Die Gründe für das Ausbleiben einer Schwangerschaft können vielfältig sein. Oft stehen sie im Zusammenhang mit der Eizellqualität. Neben Lebensstilfaktoren können auch bestimme Erkrankungen oder Lebensumstände Einfluss auf die Fruchtbarkeit haben, wie zum Beispiel:

  • PCO: Das Polyzystische Ovarialsyndrom ist die häufigste Hormonstörung bei Frauen und bleibt manchmal lange unentdeckt. Betroffene entwickeln viele kleine Eibläschen, die nicht heranreifen. In den Eierstockfollikeln befinden sich häufig weniger Antioxidantien als bei „gesunden“ Frauen, die oxidative Schäden verhindern. Dieses Phänomen kann wiederum die Eizellqualität verringern.

  • Endometriose: Die gutartigen, meist schmerzhaften Wucherungen zählen zu den häufigsten gynäkologischen Erkrankungen. Auch hier können bestimmte Nährstoffe oxidative Schäden und Entzündungen verringern und die Eizelle bei der Entwicklung unterstützen.

  • Fortgeschrittenes Alter: Ab 35 nimmt die Fruchtbarkeit leider immer schneller ab. Frauen haben dann häufig mehr freie Radikale im Körper, die zu oxidativen Schäden in den Eizellen führen können. Gleichzeitig sind aber auch weniger Antioxidantien in den Eizellen, die als Schutzschild dienen könnten, was wiederum die Eizellqualität beeinträchtigen kann.

Gerade in diesen Fällen ist es umso wichtiger, den Körper zu unterstützen und mit ausreichend Nährstoffen zu versorgen, damit gesunde Eizellen heranreifen. Neben den genannten Erkrankungen und Lebensumständen kann eine verbesserte Eizellqualität auch dabei helfen

  • die Wahrscheinlichkeit von Fehlgeburten zu verringern,

  • unerklärbarer Unfruchtbarkeit entgegenzuwirken und

  • Behandlungen wie eine künstliche Befruchtung zu unterstützen.

Die Eizellqualität ist nicht in Stein gemeißelt, sondern lässt sich beeinflussen. Und zwar in den drei bis vier Monaten bevor Sie planen schwanger zu werden, denn dann beginnen wichtige Veränderungsprozesse in der Eizelle. Tatsächlich ist die Reifung einer Eizelle ein sehr komplexer Prozess, bei dem viel schiefgehen kann. Eine Eizelle, die während der Entwicklung mit genügend Energie und Nährstoffen versorgt ist, weist oft weniger Schäden auf und kann ein größeres Potential haben, sich zu einem lebensfähigen Embryo zu entwickeln.


Es gibt mehrere Faktoren, die die Eizellqualität verändern können. Zum Beispiel Umweltgifte (BPA, Phthalate), Vitamin-D-Mangel oder Grunderkrankungen wie Schilddrüsenunterfunktion, Glutenunverträglichkeit oder Zahnfleischerkrankungen. Auch Nährstoffe spielen eine wichtige Rolle, da sie die Energieproduktion innerhalb der Eizelle beeinflussen und oxidativen Schäden entgegenwirken können.


Wichtige Vitamine und Co. bei unerfülltem Kinderwunsch:

  • Folat: Das B-Vitamin spielt bei der Herstellung neuer DNA eine Rolle. Es verhindert außerdem, dass sich Homocystein anreichert, welches das Risiko von Unfruchtbarkeit und Fehlgeburten erhöhen kann. Viele kennen eher den Begriff „Folsäure“, womit synthetisch hergestelltes Folat bezeichnet wird, welches jedoch vom Körper kaum verstoffwechselt werden kann. Daher sollte man eher eine Form von Folsäure zu sich nehmen, welche der Körper gut aufnehmen kann, wie zum Beispiel „Methylfolat“.

  • Vitamin B6 und B12: Diese Vitamine sind relevant für den Homocystein-Stoffwechsel.

  • Zink, Selen, JodDiese Mineralstoffe sind wichtig für eine gut funktionierende Schilddrüse. Eine Unterfunktion wiederum kann den Eisprung unterdrücken und das Fehlgeburtsrisiko erhöhen.

  • Coenzym Q10: Das Molekül erhöht die Zellenergie innerhalb der Eizelle und kann die Abnahme der Eizellqualität verhindern oder letztere sogar verbessern, indem es die Eizelle bei der Reifung mit ausreichend Energie versorgt.

  • Antioxidantien: Melatonin, Vitamin E und Vitamin C können Zellschädigungen verhindern, indem sie die Oxidantien, die während des natürlichen Stoffwechsels entstehen, in Schach halten.

Liegen bei Frauen mit Kinderwunsch gewisse Grunderkrankungen wie PCO oder Endometriose vor, kann der Bedarf erhöht sein und durch Nahrungsergänzungsmittel gedeckt werden. Welche Vitamine und Co. pränatal zugeführt werden sollten, hängt von der Krankheit und der aktuellen Versorgungslage ab und sollte im Vorhinein mit einem Arzt besprochen werden.

Männer mit Kinderwunsch: Welche Nahrungsergänzungsmittel gibt es?

Ob sich der Kinderwunsch erfüllt oder nicht, hängt auch maßgeblich von den Herren der Schöpfung ab. Alter und Lebensweise des Vaters können Auswirkungen auf die Befruchtung und das Eintreten einer Schwangerschaft haben. Eine Rolle spielt zum Beispiel, ob die DNA in den Spermien intakt ist. Hier kommt wieder Folat ins Spiel, das nicht nur bei Frauen wichtig ist: Ein Defekt im Folat-Stoffwechsel bei Männern kann vermutlich zu Fehlgeburten bei der Frau führen. Denn auch Spermien wollen vor oxidativen Schäden geschützt sein und erfordern reichlich Energie und Unterstützung für eine reibungslose Zellteilung.


Wichtige Nährstoffe für Männer sind in diesem Zusammenhang zum Beispiel:

  • Coenzym Q10 (Ubiquinol)

  • Folat (Methylfolat)

  • Vitamin C und E

  • Alpha-Liponsäure

  • L-Carnitin

Wie wende ich Nahrungsergänzungsmittel in der Kinderwunschzeit richtig an?

1. Schritt: Arzt aufsuchen

Ob Sie Nährstoffdefizite oder etwa wegen einer Erkrankung einen erhöhten Nährstoffbedarf haben, besprechen Sie am besten mit Arzt. Blutwerte können hier sehr aufschlussreich sein. Außerdem können Sie abklären lassen, ob ein Schilddrüsenproblem vorliegt.


2. Schritt: Produkt auswählen

Suchen Sie gezielt nach einem Produkt, das Ihren individuellen Bedarf abdeckt. Mit dem Gießkannenprinzip möglichst viele Nährstoffe abzudecken, ist wenig sinnvoll. Viel hilft nicht immer viel. Produkte sollten außerdem die Höchstmengen einzelner Nährstoffe nicht überschreiten, die das Bundesinstituts für Risikobewertung (BFR) festgelegt hat.


3. Schritt: Nahrungsergänzung einnehmen

Sie können mit der Einnahme der Nährstoffe bereits drei bis vier Monate vor der geplanten Empfängnis beginnenDenn so lange braucht eine Eizelle ungefähr, um heranzureifen. So können Sie die Eizelle bei dem komplexen Prozess der Reifung unterstützen und somit ihr Potential erhöhen, befruchtet zu werden.


4. Schritt: Nahrungsergänzung während der Schwangerschaft

Auch während der Schwangerschaft ist es wichtig, den Körper und das Baby mit ausreichend Nährstoffen zu versorgen, um Geburtsfehlern vorzubeugen. Welche Nährstoffe während der Schwangerschaft wichtig sind, erfahren Sie im oben stehenden Artikel.