LH: Das luteinisierende Hormon

Zwei asiatischen Frauen vor hellblauem Hintergrund

Was ist das LH Hormon?

Das luteinisierende Hormon (Lutropin), kurz LH, ist von entscheidender Bedeutung für eine Schwangerschaft. Es bewirkt zusammen mit anderen Hormonen den Eisprung bei einem reifen Eibläschen. Sowohl bei der Frau als auch beim Mann ist das LH für die Produktion der sogenannten steroiden Sexualhormone verantwortlich. Im Hoden bindet das luteinisierende Hormon an die Leydig-Zellen und regt diese zur Bildung des Testosterons an. In gleicher Weise wird bei der Frau durch Stimulierung in den Eierstöcken zuerst Testosteron bereitgestellt, welches in Östrogen umgewandelt wird. [1]

Woher weiß unser Körper wieviel LH benötigt wird?

Die Anweisung, wann und wie viel Lutropin benötigt wird regelt das Gonadotropin-Releasing-Hormon (GnRH, oder LH-Releasing-Hormon genannt). Das luteinisierende Hormon wird in einem Teil unseres Hirns, dem Hypophysenvorderlappen ausgeschüttet und wie beschrieben in Testosteron und Östrogen umgewandelt. Erkennt das GnRH, dass die Hormone in ausreichender Menge vorhanden sind, stoppt es die Ausschüttung. [2] Diese sehr sensible Regulierung ist bei Frauen an den monatlichen Zyklus gekoppelt. In enger Abstimmung mit anderen Hormonen löst eine hohe Konzentration des luteinisierenden Hormons den Eisprung aus. Nach dem Eisprung verwandelt sich der übrig gebliebene Follikel wiederum unter dem Einfluss von LH in den Gelbkörper (daher der Name Luteinisierend =gelb). Dieser produziert die Hormone Progesteron und Östrogen. Neben der Bildung von Testosteron bewirkt das LH den Reifungsprozess der Spermien und ist somit auch auf der männlichen Seite ein wesentlicher Faktor bei einem Kinderwunsch.

Warum wird die Konzentration des LH gemessen?

Für Frauen ist die Bestimmung des LH vor allem mit dem Eisprung assoziiert. Teststreifen für die Messung im Urin sind am weitesten verbreitet (Ovulationstest). Im Labor wird die Konzentration meist aus dem Blut ermittelt. Eine wichtige Aussage kann das LH beim Polyzystischen Ovarsyndrom (PCOS) und der Vermännlichung (Virilisierung) anbieten. Hierzu wird das Verhältnis zwischen LH und FSH (follikelstimulierendes Hormon) errechnet. Hohe, über einem Wert von zwei liegende Ergebnisse deuten auf diese Krankheitsbilder hin. [3]

Der GnRH-Test

Für den Gynäkologen kann das luteinisierende Hormon einen Aufschluss über eine mögliche Funktionsstörung des Hormonsystems geben. Hier wird vor allem eine erste Unterscheidung der Ursachen erhoben. Beim GnRH Test wird die Hirnanhangdrüse der Patientin mit einem synthetischen Gonadotropin-Releasing-Hormon stimuliert. Nach einem festgelegten Zeitpunkt werden LH und FSH bestimmt. Steigen beide Werte, ist die Ursache beim übergeordneten Hypothalamus zu suchen. Er in diesem Fall nicht imstande, das GnRH zu produzieren.

Welcher Wert ist normal?

Einen Normalwert, wie etwa beim Blutzucker, gibt es bei der Messung von Hormonen nicht. Die Konzentration der meisten Hormone ist einem sogenannten zirkadianen Rhythmus unterworfen. Das bedeutet, die Werte schwanken bedingt durch beispielsweise den Tag-Nacht-Rhythmus oder jahreszeitliche Gegebenheiten. Die weiblichen Sexualhormone sind auf eine festgelegte Weise mit dem Ablauf des weiblichen Zyklus verknüpft und für eine gesunde Fortpflanzung verantwortlich. Das LH wird wie beschrieben von der Hypophyse bereitgestellt. Das Blut dient als Transportvehikel zu allen Zielorganen. Daher kann das Hormon im flüssigen Bestandteil des Blutes nachgewiesen werden. Die gemessene Resultate vermitteln die aktuell von der Hypophyse bereitgestellte Menge des LH. Die Normwerte des LH werden in drei Zyklusphasen unterteilt. [4]

  • In der ersten Zyklusphase wird ein Ergebnis von 2 bis 6 Units pro Liter (U/L) erwartet. Die Konzentration während des Eisprunges (ovulatorischer Peak) liegt zwischen 6 und 20 U/L.

  • In der Gelbkörperphase (Lutealphase) sinkt die Konzentration des LH wieder auf Werte von 3 bis 8 U/L.

  • In der Menopause sind hingegen Messergebnisse von größer 30 U/L normal.

Unterschiedliche Normbereiche gelten gleichfalls für Männer und Kinder. Signifikante Konzentrationen sind bei Kindern erst nach der Pubertät messbar. Die LH Werte beim Mann schwanken zwischen 0,8 und 8 U/L und stehen in direktem Zusammenhang mit der Höhe des Testosteronspiegels. Wichtig bei einer Blutentnahme zur Bestimmung des LH-Spiegels ist immer die Fragestellung und somit der richtige Zeitpunkt im Verlauf des Zyklus. Selten genügt die alleinige Messung des luteinisierenden Hormons um eine ausreichende Aussage im Rahmen einer Kinderwunschbehandlung (Zyklusmonitoring) oder zur Bestimmung des Eisprunges zu erhalten. Sowohl die Höhe der Ergebnisse als auch die Normalbereiche können von Labor zu Labor erheblich schwanken. Daher gehört zu jedem Messwert die entsprechende Interpretation des durchführenden Arztes. Von den Normwerten abweichende Messergebnisse können also nur in Verbindung mit der entsprechenden Fragestellung als zu niedrig oder zu hoch eingestuft werden.

Wann ist der Wert zu niedrig?

Die Ursache zu niedriger Konzentrationen, sowohl von LH also auch FSH, kann in einer Beeinträchtigung der Hirnanhangsdrüse oder Hypothalamus liegen. Ist die Hirnanhangdrüse (Hypophyse) selbst betroffen wird sie möglicherweise zu wenig LH produzieren. Kann der ihr übergeordnete Hypothalamus zu wenig GnRH zur Verfügung stellen, unterbleibt ebenfalls die LH Produktion. Als Ursachen kommen sowohl Tumore, Verletzungen aber auch Umweltfaktoren wie extremer Sport oder Magersucht infrage.

Wann ist der Wert zu hoch?

Obwohl das Ergebnis der Laboruntersuchung für einen bevorstehenden Eisprung spricht, muss dieser nicht unbedingt stattfinden. Ein hoher LH-Wert könnte seinen Ursprung auch in einem Polyzystischen-Ovar-Syndrom (PCOS) haben. Erhöhte Werte können ebenso beim LUF- („luteinized unruptured follicle-“)Syndrom auftreten. Gerade im Rahmen einer Kinderwunschbehandlung besteht eine bis zu 25%ige Wahrscheinlichkeit. Beim LUF deuten LH und andere Hormone auf einen Eisprung hin, jedoch platzt der Follikel nicht. In der Folge kann die Eizelle nicht in den Eileiter gelangen. Die LH-Konzentration wäre demnach für die klinische Situation als zu hoch anzusehen. Die Ursachen sind noch weitgehend ungeklärt. [5;6] Verschiedene Anhaltspunkte weisen jedoch auf einen Zusammenhang zwischen einer durch das LUF-Syndrom verursachten Kinderlosigkeit und der Einnahme nicht steroidaler Antiphlogistika (NSAID, entzündungshemmende Schmerzmittel) hin. [7]


Eine andere Studie konnte eine Korrelation zwischen an Endometriose erkrankten Frauen und dem LUF-Syndrom aufzeigen. [8] Werden im Labor hohe LH- und FSH-Spiegel im Blut festgestellt, ist das Problem mit großer Sicherheit in den Eierstöcken selbst lokalisiert. Funktionieren die Eierstöcke nicht und stellen daher zu wenige Hormone (Östrogen, Progesteron) her, wird dies vom Hypothalamus und der Hypophyse registriert. In der Folge stellen sie hohe Mengen an LH und FSH zur Verfügung, um die Eierstöcke vermehrt zu stimulieren. Besteht der Verdacht auf vorzeitige Wechseljahre [9] oder eine frühzeitige Pubertät kann die Bestimmung des Lutropin die Diagnose stützen.


Es ist zu bedenken, dass der Anstieg des Luteinisierenden Hormons lediglich das Zeichen einer Vielzahl möglicher Ursachen für eine Funktionsstörung der Eierstöcke sein kann. Diese müssen im Vorfeld einer künstlichen Befruchtung abgeklärt werden. Zwar selten, so kann ein hoher Wert doch auch in einem Messfehler begründet liegen. Bisweilen können sehr hohe HCG Konzentrationen im Blut ein falsch positives LH-Ergebnis vortäuschen. Erfahrene Labormitarbeiter indes sind imstande solche Schwierigkeiten rechtzeitig zu erkennen.

Bestimmung des Hormons bei Kindern

Treten vor dem achten Lebensjahr bei Mädchen eindeutige Zeichen der Pubertät auf, kann die Konzentration des luteinisierenden Hormons einen ersten wichtigen Hinweis auf eine mögliche Ursache geben. Zu hohe Werte deuten nur selten auf eine ernste Erkrankung hin. Normale bis niedrige Werte hingegen legen den Verdacht auf einen Tumor nahe und machen eine eingehende Untersuchung notwendig.

Bestimmung von LH beim Mann

Gleichzeitig mit dem Luteinisierenden Hormon werden bei Verdacht auf eine Störung der Hodenfunktion das Testosteron und FSH mit bestimmt. Mögliche Fragestellungen beim Mann können hier gleichermaßen eine Unter- wie Überfunktion des Hodens sein (Hypogonadismus, Hypergonadismus). Ein eher seltenes Krankheitsbild stellt die Fehlfunktion der Leydig-Zellen dar. Diese sind ein wichtiger Faktor für eine normgerechte sexuelle Entwicklung des Mannes. [10]

Quellen:


[1, 2] http://www.vivo.colostate.edu/hbooks/pathphys/endocrine/hypopit/lhfsh.html

[3] Polyzystisches Ovarialsyndrom und Insulinresistenz Schöfl, Christof; Schill, Thilo; Geisthövel, Franz; Brabant, Georg Dtsch Arztebl 2004; 101(6): A-346 / B-294 / C-287

[4] http://www.laborlexikon.de/Lexikon/Infoframe/l/LH_Frauen.htm

[5] Complete and partial luteinized unruptured follicle syndrome after ovarian stimulation with clomiphene citrate/human menopausal gonadotrophin/human chorionic gonadotrophin. Coetsier T, Dhont M. Human Reproduction. 1996;11(3):583–587. http://dx.doi.org/10.1093/HUMREP/11.3.583

[6] LUF-Syndrom, Häufig, selten oder nicht existent? M. Ludwig, B. Sonntag Springer Link, Gynäkologische Endokrinologie May 2010, Volume 8, Issue 2, pp 112–116 | Cite as

[7] Nonsteroidal anti-inflammatory drugs and reversible female infertility: is there a link? Stone S1, Khamashta MA, Nelson-Piercy C. Drug Saf. 2002;25(8):545-51.

[8] P-205 Basement membrane integrity is altered in the late secretary phase in women with endometriosis: implications for the pathogenesis of endometriosis Palial, K.K., Drury J., Heathcote L., Valentiji A., Farquharson, Gazvani R., Rudland, K. H., , Oxford Journal, Human Reproduction, 2011 26,suppl 1:202-223

[9] Was ist Menopause? Informationen der Deutschen Menopausen Gesellschaft e. V. www.menopause-gesellschaft.de/mpg_privat/5302579a8e0cdf701/index.html, Zugriff 4. Januar 2018

[10] Leydigzell-Hypoplasie und Testotoxikose — wenig bekannte Krankheitsbilder: Klinische und molekulare Grundlagen bei Vorliegen von Mutationen im LH-Rezeptor-Gen Richter-Unruh, Annette Dtsch Arztebl 2005; 102(10): A-673 / B-563 / C-529