Biochemische Schwangerschaft: Das sollten Sie wissen

Verzerrtes Bild einer schwangeren Frau

Die biochemische Schwangerschaft

Bei einer biochemischen Schwangerschaft ist der Schwangerschaftstest positiv. Die befruchtete Eizelle hat sich zwar eingenistet aber die Schwangerschaft befindet sich in einem so frühen Stadium, dass im Ultraschall noch kein Kind zu sehen ist. Bei dem Test im Urin oder im Blut wird das Schwangerschaftshormon hCG lediglich auf biochemischer Ebene nachgewiesen. In den ersten vier Wochen zeigt die Schwangerschaft kaum Symptome, aber das hCG steigt bereits an. Die Schwangerschaft wird in der Regel so früh nur dann bemerkt, wenn akuter Kinderwunsch besteht und/oder die Periode ausbleibt.


Der Begriff der biochemischen Schwangerschaft wird insbesondere von Medizinern benutzt. Der Arzt würde nach einem positiven Schwangerschaftstest mittels Ultraschall oder einem erneuten Test die Schwangerschaft bestätigen. Zu beachten ist, dass ein Ultraschall in den sehr frühen Wochen einer Schwangerschaft noch nicht aussagekräftig ist, so erwartet man z.B. erst um die 6. Schwangerschaftswoche eine Herzaktion des Embryos zu sehen.


Sobald im Ultraschall das Kind zu sehen ist, handelt es sich um eine klinische Schwangerschaft. Wenn eine Ultraschalluntersuchung oder ein weiterer Schwangerschaftstest negativ ausfallen, also nicht zeigen, dass die Frau noch schwanger ist, hat eine sehr frühe Fehlgeburt stattgefunden. Der Begriff der biochemischen Schwangerschaft ist also nicht mit einer Fehlgeburt gleichzusetzen. In den ersten Wochen ist eine biochemische Schwangerschaft ganz normal, sie sollte dann nur eben irgendwann zu einer klinischen werden.

Biochemische Schwangerschaft und Fehlgeburt

Statistiken zur Häufigkeit von Fehlgeburten nach biochemischen Schwangerschaften sind kaum zu finden. Das liegt vor allem daran, dass die wenigsten Frauen so früh schon wissen, dass sie schwanger sind. Eine solch frühe Fehlgeburt wird oft gar nicht bemerkt, sondern mit einer verspäteten Regelblutung verwechselt.


Man geht davon aus, dass ca. 70% der Befruchtungen nicht in der Geburt eines Kindes enden. Selbst nach einer Einnistung und positivem hCG kommt es in ca. 30% der Fälle noch zu einem Abort. Wird im Ultraschall ein Embryo mit Herzaktion gesehen, sinkt das Risiko für eine Fehlgeburt bis zur 12. Schwangerschaftswoche auf ca. 10%. Woran liegt das?


Sobald die Eizelle nach dem Eisprung befruchtet wurde, wandert sie vom Eierstock, über die Eileiter zur Gebärmutter. Nach circa fünf Tagen kommt sie dort an, und es erfolgt die Einnistung in die Gebärmutterschleimhaut. Ab diesem Zeitpunkt schüttet ein Teil des Embryos das Schwangerschaftshormon hCG aus. Der hCG-Wert wird bei einem Schwangerschaftstest im Urin oder Blut gemessen. Ab diesem Zeitpunkt kann ein Schwangerschaftstest positiv sein.


Im natürlichen Zyklus ist das allerdings erst Tag 16 – 18. Die Einnistung der Eizelle ist ein sehr komplexer und fehleranfälligen Vorgang. Entgegen der herrschenden Meinung sind Fehlbildungen und Defekte im Erbgut bei Embryonen sehr häufig. Auch Eizellen und Samen sind häufig defekt. Der menschliche Körper sortiert die defekten Zellen i.d.R. aus. Das kann schon bei der Eizellreifung passieren oder eben erst bei der Befruchtung. Dies funktioniert ohne Symptome und ohne unser Wissen. Hier liegt auch ein Grund dafür, dass es mit der Schwangerschaft nicht immer gleich beim ersten Mal klappt. In einigen Fällen werden die defekten Zellen erst dann aussortiert, wenn die befruchtete Eizelle sich schon einnisten will. Dann wird der Embryo ausgestoßen, es kommt zum Abort und zur Blutung. Das geht so schnell, dass die Blutung mit der regulären oder einer verspäteten Regelblutung verwechselt werden kann. Viele Frauen merken also überhaupt nicht, dass sie schwanger waren.


Die Untersuchung abgestoßener Embryonen zeigt, dass über 80% gravierende Schäden im Erbgut hatten. Das bedeutet, sie wären nie zu gesunden Babys herangewachsen. Leider kann man aus medizinischer Sicht nicht wirklich viel tun, um Fehlgeburten gänzlich zu verhindern. Im Rahmen der Kinderwunsch-Behandlung werden Hormone – v.a. Progesterone – verwendet, um die Einnistung zu unterstützen. Auf jeden Fall sind gesunde Ernährung, Verzicht auf Zigaretten und Alkohol auf dem Weg zur gesunden Schwangerschaft und einem gesunden Kind von Vorteil. Zu viel Sport, also Überanstrengung in den ersten Wochen, kann allerdings ebenfalls eine mögliche Ursache einer Fehlgeburt sein. Deshalb wird auch nach einer künstlichen Befruchtung empfohlen, sich nicht zu überanstrengen. Ganz wichtig ist es aber auch, Stress möglichst zu vermeiden. Zu viel Stress ist nicht gut für den Körper und auch nicht für das Baby. Angst ist auch eine Form von Stress. Machen Sie sich bei einem positiven Test im ersten Monat keine Sorgen. Wenn das Kind gesund ist, dann wird es zu einer intakten Schwangerschaft führen und in den meisten Fällen zu einer normalen Geburt, an dessen Ende Sie Ihr Baby in den Armen halten können.

Biochemische Schwangerschaft und Kinderwunsch

Die meisten Frauen würden einen Schwangerschaftstest zu einem extrem frühen Zeitpunkt im Normalfall nicht machen. Wird die biochemische Schwangerschaft erkannt, haben Frauen also akuten Kinderwunsch oder sind in einer Kinderwunsch-Behandlung. Insbesondere nach einer künstlichen Befruchtung wird zu einem sehr frühen Zeitpunkt ein Test gemacht. Das bedeutet natürlich nicht, dass frühe Fehlgeburten nach künstlichen Befruchtungen häufiger vorkommen müssen. Die Schwangerschaften werden nur eben eher entdeckt.


Insbesondere bei unerfülltem Kinderwunsch fällt es oft schwer, die Diagnose einer Fehlgeburt im frühen Stadium der Schwangerschaft zu akzeptieren. Dennoch gibt es in den meisten Fällen einen Grund dafür, dass es bereits in den ersten Wochen zu einer Fehlgeburt gekommen ist. Meist hätte sich aus dem Embryo bedauerlicherweise nie ein gesundes Baby entwickelt. Die Verarbeitung solch negativer Erfahrungen erfordert Zeit und zahlreiche Gespräche. Im Rahmen einer Kinderwunsch-Behandlung kann zudem eine psychologische Beratung hilfreich sein.


Viele Frauen haben eine Fehlgeburt nach einer biochemischen Schwangerschaft. Das ist sehr häufig, und sagt nichts über die Fruchtbarkeit, oder über die Fähigkeit wieder schwanger zu werden, aus. Vielleicht führt schon der nächste Zyklus zum ersehnten Kind.

Quellen:


https://ladr.de/sites/all/themes/cont/files/_02_pdfs/01_medizin/03_information/ladr-informiert/170904_LADR_Info_254_wiederholte_Fehlgeburten_Passkreuze.pdf

https://www.uranj.com/biochemical-pregnancy/

Repeated biochemical pregnancy loss – definition, potential causes, prognosis and treatment Ole B. Christiansen Fertility Clinic 4071 Rigshospitalet, Copenhagen and Dept. of Obstetrics and Gynaecology, Aalborg Hospital, Denmark